Septimen
Septimen gelten heute als dissonanten Intervalle, obgleich die kleine Septime als Naturtonintervall (mit der Proportion 4:7) aus mathematischer Sicht keine komplexe Proportionszahl aufweist. Die Septime ist häufig Bestandteil einer Synkopenkette, die Grundlage zahlreicher Sequenzen, z.B. der Quintfallsequenz und des Parallelismus ist:
In der Gehörbildung werden große Septimen häufig nach oben, kleine nach unten aufgelöst. Diese Merkregel ist problematisch, da dissonante Intervalle mit Aufwärtsauflösung musikalisch gesehen ein ganz anderes Phänome darstellen als dissonante Intervalle mit Abwärtsauflösung. Die große und kleine Septime werden beispielsweise abwärts aufgelöst, wenn sie Teil einer Akkorddissonanz (Septakkord) oder einer regulären Synkopenkette sind:
Eine aufwärts aufgelöste Septime wurde hingegen von Christoph Bernhard als ›Retardatio‹ oder ›Mora‹ bezeichnet. Diese Figuren entstehen, wenn beispielsweise − wie am Ende der Matthäuspassion − ein Leitton verzögert aufgelöst wird:
Die Septime als Melodieintervall tritt in zwei Kontexten besonders heäufig auf: 1.) als melodische Steigerung der Auftaktsexte (Septimsprung zur metrisch schwereren Zeit) und 2.) als Wechsel des Lagenneveaus im Rahmen einer Tonleiterbewegung (Septimsprung zur metrisch schwereren Zeit):
Gleichzeitig ist die Septime die charakteristische Dissonanz einer satztechnischen Dominante im Sinne Rameaus (siehe herzu Dominanten und die Sixte ajoutée). Eine Anleitung zur Auflösung diatonischer Septakkorde finden Sie hier.
Erstellung des Beitrags: 1. April 2013
Letzte Änderung des Beitrags am 10. Juni 2014