Septakkorde (diatonisch) und ihre Auflösungen
Leitereigene (diatonische) Septakkorde
Ein Septakkord besteht aus einem Dur-, Moll- oder verminderten Akkord als Basis sowie einer darüberliegenden weiteren Terz. Der unterste Ton der Terzschichtung wird als Grundton bezeichnet, die darüber liegenden Töne bilden zum Grundton eine Terz, Quinte und Septime.
Die systematische Benennung eines Septakkords benennt folgt diesem Aufbau. Der Name eines Septakkords setzt sich zusammen aus:
- der Art der Septime,
- dem Grundton (optional),
- der Art der Dreiklangsbasis
- sowie dem Akkordtyp (= Septakkord)
Beispiel: großer D-Dur-Septakkord
Für einige Septakkorde haben sich darüber hinaus Kurzformen etabliert:
- für den kleinen Dur-Septakkord: Dominantseptakkord
- für den großen Dur-Septakkord: Major seven(th)
- für den kleinen verminderten Septakkord: Halbverminderter (Septakkord)
- für den vermindert-verminderten Septakkord: Ganzverminderter, Vollverminderter oder auch Hartverminderter (Septakkord)
Septakkordtypen
Der Dominantseptakkord (der kleine Dur-Septakkord)
(Durch Berühren der Abbildungen lässt sich die Struktur der Septakkorde anzeigen.)
Der große Dur-Septakkord (Major-Seven)
Der kleine Moll-Septakkord
Der Halbverminderte (halbverminderte Septakkord)
Der Ganzverminderte (vermindert-verminderte Septakkord)
Der große Moll-Septakkord
Der Große Moll-Septakkord verdankt seine Existenz lediglich der Systematik, ihm kommt in tonalen Kompositionen als Akkorddissonanz (z.B. in Sequenzen) keine musikalische Bedeutung zu:
Der Mollakkord als Basis mit einer großen Septime erklingt in der Regel in tonalen Kompositionen nur als Vorhalt bzw. Ritardatio, das heißt, als verzögerte Auflösung des Leittons einer Dominant-Tonika-Verbindung einer Kadenz in Moll, z.B.:
Ein sehr bekanntes Beispiel für dieses musikalische Phänomen ist der Schluss der Mattäuspassion von Johann Sebastian Bach. Die letzte Textezeile lautet:
Wir setzen uns mit Tränen nieder und rufen dir im Grabe zu: Sanfte Ruh, ruhe sanfte, sanfte Ruh!
Und zur Veranschaulichung des Textes endet Bach die ganze Matthäuspassion mit einem Mollakkord (was zur Zeit der Urauffühung um 1727 für größere Kompositionen noch eine Besonderheit war) und mit dem Vorhalt einer großen Septime in den Oboen:
Vorkommen in Dur und Moll
Zur Allgemeinen Musiklehre zählt das Wissen, auf welcher Stufe einer Tonart die genannten Septakkordtypen vorkommen. Das folgende Notenbeispiel zeigt das Vorkommen leitereigener Septakkorde in Dur:
Die Abbildung zeigt auf der I. und IV. Stufe der Durtonleiter einen großen Durseptakkord (c-e-g-h und f-a-c-e). Auf der II., III. und VI. Stufe erklingen dagegen kleine Mollseptakkorde (d-f-a-c, e-g-h-d und a-c-e-g). Zwei Akkorde gibt es in Dur nur ein einziges Mal: Den halbverminderten Septakkord auf der VII. Stufe (h-d-f-a) und den Dominantseptakkord auf der V. Stufe (g-h-d-f). Die nachfolgende Tabelle fasst das Ergebnis für Durtonarten zusammen:
Septakkordtyp | Vorkommen in Dur |
---|---|
großer Durseptakkord | I. und IV. Stufe |
kleiner Mollseptakkord | II., III. und VI. Stufe |
klein-verminderter Septakkord (halbverminderter Septakkord) | VII. Stufe |
kleiner Durseptakkord (Dominantseptakkord) | V. Stufe |
Sowohl in Dur- als auch in Molltonarten ist für die V. Stufe ein Dominantseptakkord charakteristisch. In Moll lässt sich der Dominantseptakkord auf der V. Stufe allerdings nur durch Anwendung von Chromatik bzw. durch ein leiterfremdes Vorzeichen (bzw. durch einen ›künstlichen‹ Leitton) erzeugen:
Die nächste Abbildung zeigt die leitereigenen Septakkorde sowie den Dominantsepakkord auf der V. Stufe (mit dem ›künstlichen‹ Leitton gis) für die a-Moll-Tonleiter:
In Moll erklingen große Durseptakkorde auf der III. und VI., kleine Mollseptakkorde auf der I. und IV. Stufe. Der klein-verminderte Septakkord kommt nur auf der II. Tonleiterstufe vor. Eine Besonderheit zeigt sich beim kleinen Durseptakkord bzw. Dominantseptakkord: In Moll findet sich dieser Akkordtyp auf der V. und VII. Stufe, in Dur dagegen nur auf der V.
Septakkordtyp | Vorkommen in Moll |
---|---|
großer Durseptakkord | III. und VI. Stufe |
kleiner Mollseptakkord | I. und IV. Stufe |
klein-verminderter Septakkord (halbverminderter Septakkord) | II. Stufe |
kleiner Durseptakkord (Dominantseptakkord) | VII. Stufe |
Es ist sehr nützlich, wenn die in den beiden Tabellen zusammengefassten Ergebnisse schnell auswendig wiedergegeben werden können. Für diejenigen, die einen Widerwillen gegen Auswendiglernen verspüren: Die Ergebnisse lassen sich vergegenwärtigen, wenn man sich die Septakkorde über den Stufen der C-Dur vorstellt. Die Stufe eines Septakkordtyps in Dur + 2 ergibt das Vorkommen dieses Septakkordtyps in Moll (Ausnahme: Der kleine Mollseptakkord auf der III. Stufe in Dur, der sich nicht auf der V. Stufe in Moll findet, da diese Stufe − wie bereits erwähnt − auch in Moll durch den Dominantseptakkord charakterisiert ist.
LEitereigene Auflösungen in eine Tonika
Wird ein dissonanter Klang als Akkord wahrgenommen (also als eine unteilbare klangliche Einheit), erkennen wir auch in seiner Auflösung einen Akkord, wobei die Beziehung der Akkorde üblicher Weise über einen Fundamentschritt beschrieben wird. Für die Auflösung von Septakkorden (also von Dominanten im Sinne Rameaus) ist ein Quintfall im Fundament charakteristisch, die Auflösung über einen Sekundanstieg jedoch ebenfalls gebräuchlich. Die einfachste Auflösung von Septakkorden kann daher über die Quintfallsequenz erfolgen. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Stufenabfolge einer Quintfallsequenz:
Beispiel I: Gegeben ist der halbverminderte Septakkord e-g-b-d, der in eine I. Stufe (bzw. Tonika) aufgelöst werden soll. Wenn man weiß, dass dieser Akkordtyp auf der VII. Stufe in Dur und auf der II. Stufe in Moll vorkommt, dann lassen sich die Zieltonarten einfach bestimmen:
Septakkord | Akkordtyp | Stufe / Dur | Auflösung |
---|---|---|---|
e-g-b-d | halbvermindertert Septakkord | VII. Stufe in Dur | F-Dur |
e-g-b-d | halbvermindertert Septakkord | II. Stufe in Moll | d-Moll |
Auflösung des halbverminderten Septakkords e-g-b-d über die Stufen der Quintfallsequenz nach F-Dur sowie d-Moll als Stufendiagramm:
Auflösungen des halbverminderten Septakkords e-g-b-d über die Quintfallsequenz in Noten:
- auf die Verwendung der Vorzeichen der Zieltonart (im Beispiel: b) sowie
- die metrische Stellung der ersten Stufe auf schwerer Zeit.
Beispiel II: Gegeben ist der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a, der in eine I. Stufe (bzw. Tonika) aufgelöst werden soll. Wenn man weiß, dass dieser Akkordtyp auf der II., III. und VI. Stufe in Dur sowie auf der I und IV. Stufe in Moll vorkommt, dann lassen sich die Zieltonarten wieder über den einfachen Dreisatz errechnen:
Septakkord | Akkordtyp | Stufe / Dur | Auflösung |
---|---|---|---|
h-d-fis-a | kleiner Moll-Septakkord | II. Stufe in Dur | A-Dur |
h-d-fis-a | kleiner Moll-Septakkord | III. Stufe in Dur | G-Dur |
h-d-fis-a | kleiner Moll-Septakkord | VI. Stufe in Dur | D-Dur |
h-d-fis-a | kleiner Moll-Septakkord | I. Stufe in Moll | h-Moll |
h-d-fis-a | kleiner Moll-Septakkord | IV. Stufe in Moll | Fis-Moll |
Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über die Stufen der Quintfallsequenz nach A-Dur, G-Dur, D-Dur, h-Moll und fis-Moll als Stufendiagramm:
Auflösungen des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über die Quintfallsequenz in Noten:
Für einige Stufen bietet sich auch die Auflösung über eine Kadenz an. Für die letzten beiden Beispiele (h-d-fis-a als I. Stufe in h-Moll und IV. Stufe in fis-Moll) könnte eine Auflösung daher auch wie folgt aussehen.
Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über eine Kadenz nach h-Moll und fis-Moll:
Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über eine Kadenz in Noten:
Aufgabe 1
Löse die folgenden Akkorde diatonisch auf:
g-b-d-f in fünf verschiedene Tonarten
e-gis-h-dis in vier verschiedene Tonarten
f-as-c-es in fünf verschiedene Tonarten
d-f-as-c in zwei verschiedene Tonarten
b-d-f-as in zwei verschiedene Tonarten
g-h-d-fis in vier verschiedene Tonarten
Erstellung des Beitrags: 1. April 2013
Letzte Änderung des Beitrags am 1. Januar 2022