Die Größe und Qualität der Intervalle
Als Intervall wird der Abstand zweier gleichzeitig (simultan) oder nacheinander (sukzessiv) erklingender Töne bezeichnet. Zum Thema Intervalle gehören verschiedene Aspekte, zum Beispiel historische (Intervalllehre, Kontrapunkt etc.), psychologische (Auffassung des Dissonanzgrades) und mathematisch-physikalische (Schwingungsverhältnisse, Intervallmessungen etc.). Viele Probleme, die in der Geschichte durch das Aufeinandertreffen von mathematischer und praktischer Musikanschauung aufgetreten sind (vgl. hierzu: Das abendländische Tonsystem), lassen sich dabei nur aus historischer Perspektive angemessen verstehen (z.B. das Problem, ob die Quarte zu den konsonanten oder dissonanten Intervallen zählt).
Nach einer Lehre, die üblicherweise Pythagoras zugeschriebenen wird, bestand ein durch Zahlenverhältnisse vermittelter Zusammenhang zwischen Kosmologie und Intervallen. Die Tetractys (griechisch τετρακτύς = »Vierheit« oder »Vierergruppe«) repräsentierte die Zahlen 1−4. Sie bildete die philosophische Grundlage für die musiktheoretische Ansicht der Vollkommenheit von Oktave (2:1), Quinte (3:2) und Quarte (4:3).
Intervallname | Proportion | Qualität |
---|---|---|
Oktave | 2 : 1 | konsonant |
Quinte | 3 : 2 | konsonant |
Quarte | 4 : 3 | konsonant |
In mittelalterlichen Traktaten wurden Intervalle jedoch nicht einheitlich besprochen. Ihre Bewertung orientierte sich entweder an der pythagoräisch-mathematischen Lehre (musica theoretica) oder am Choralgesang bzw. den Schriften des Guido von Arezzo (musica practica). Einige pythagoräische Musiktheoretiker zählten beispielsweise den Ganzton wegen der verhältnismäßig einfachen Proportion 9:8 zu den consonantiae. Guido, Engelbert von Admont und andere hingegen betrachteten die sechs Intervalle Halbton, Ganzton, kleine Terz, große Terz, Quarte und Quinte als Konsonanzen, da diese im Gegensatz zu Oktaven (und Sexten) häufig in Choralmelodien anzutreffen waren. Spätere Klassifikationen erfassten neun bzw. zehn Intervalle (mit Sexten, Oktave und Unisonus), zwölf Intervalle (mit Septimen) und sogar vierzehn Intervalle (mit dem Tritonus und der verminderten Quinte).
Allgemein durchgesetzt hat sich heute die folgende Klassifikation:
Intervall | Name | Proportion | Qualität |
---|---|---|---|
1 : 1 | vollkommen konsonant | ||
2 : 1 | vollkommen konsonant | ||
3 : 2 | vollkommen konsonant | ||
4 : 3 | vollkommen konsonant (auch dissonant) | ||
5 : 4 | unvollkommen konsonant | ||
5 : 3 | unvollkommen konsonant | ||
6 : 5 | unvollkommen konsonant | ||
8 : 5 | unvollkommen konsonant | ||
9 : 8 | dissonant | ||
16 : 9 | dissonant | ||
16 : 15 | dissonant | ||
15 : 8 | dissonant | ||
45 : 32 | dissonant | ||
64 : 45 | dissonant |
Externe Links:
- Themenbogen Intervalle zur Problematik der qualitativen Bestimmung.
- OpenBook Intervalle und Akkorde auf musik-openbooks.de
Erstellung des Beitrags: 1. April 2013
Letzte Änderung des Beitrags am 10. Juni 2014