Krautrock

von Ulrich Kaiser

  1. Zum Begriff
  2. 1968 − Internationale Essener Songtage
  3. Berlin
  4. Düsseldorf
  5. Ausgewählte Krautrock-Bands
  6. Krautrock-Zentren in Deutschland

1. Zum Begriff

Als Krautrock wird eine spezifische Rockmusik primär westdeutscher Bands zwischen dem Ende der 1960er und dem Anfang der 1970er Jahre bezeichnet. Allen klassischen Krautrock-Bands ist außer der geographischen Herkunft der Hang zur experimentellen, improvisationslastigen Rockmusik gemein. Der Begriff Krautrock geht zum einen auf das Wort Sauerkraut sowie die abwertende Bezeichnung Krauts für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg zurück. Zur Schöpfung des Begriffs soll John Peel, ein bekannter englischer Radio-Moderator, 1968 durch den Titel ›Mama Düül und ihre Sauerkrautband‹ auf der LP ›Psychedelic Underground‹ der Band Amon Düül angeregt worden sein. Darüber hinaus nahm im Mai 1973 die Hamburger Gruppe Faust für Virgin Records im Studio ›The Manor‹ in Oxfordshire ihre vierte LP auf, deren erstes Stück »Krautrock« hieß. Virgin Records übernahm daraufhin diesen Begriff als Genre-Bezeichnung für Rockmusik aus Deutschland.
In Deutschland wurde der Begriff ›Krautrock‹ oft als selbstironische Bezeichnung für die eigene Musik verwendet, um damit auszudrücken, dass man deutsche Popkultur für entwicklungsbedürftig hielt. In diesem Sinne wurde Krautrock zum Sammelbegriff für Popmusik aus Deutschland. Darüber hinaus gab es weder eine einheitliche Krautrock-Bewegung noch allgemeine stilistische Gemeinsamkeiten von Krautrock-Musik.

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1968 − Internationale Essener Songtage

Von großer Bedeutung für die Krautrock-Musik waren die Internationalen Essener Songtage nach dem Vorbild des Monterey Pop Festivals, das im Juni 1967 in Kalifornien stattgefunden hatte. Über 200.000 Menschen hatten drei Tage lang ein »Fest der Musik, Liebe und Blumen« inszeniert« (mit Auftritten von Janis Joplin, Jimi Hendrix, Simon & Garfunkel u.a.). Als erstes Popfestival der Geschichte wirkte Monterey wie eine Initialzündung und rückte erstmals die Existenz einer alternativen Jugendbewegung in das Interesse der Weltöffentlichkeit. Weitere Festivals in USA waren Woodstock-Festival (1969), Altamont Free Concert (1969) und in der BRD das 1. Berliner Pop-Festival (1970).

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Berlin

Ein bedeutendes Zentrum der Krautrock-Musik war Berlin. In Berlin, einer Stadt, die durch die Berliner Mauer ein ganz spezielles Ambiente bot und erste Anlaufstelle für Wehrdienstverweigerer aus der BRD war, bildete sich die Berlin School of Electronics, zu deren wichtigsten Vertretern Tangerine Dream sowie Klaus Schulze und Manuel Göttsching zählten (Schulze und Göttsching waren Gründer der Band Ash Ra Tempel). In Songs der frühen Berlin School Of Electronics wurde das Mellotron ausgiebig eingesetzt, in der Regel fehlten Schlagzeug/Percussion, Vocals und die Tempi waren tendenziell sehr ruhig.
Ein wichtiger Treffpunkt der Berliner Musikszene war der Zodiak Free Arts Lab (›Zodiak Club‹) am Halleschen Ufer bzw. nördlichen Landwehrkanal in Kreuzberg (in der Nähe der Großbeerenstraße). Der Zodiak Club existierte nur für kurze Zeit (1967–1969), war aber neben dem vom Avantgarde-Komponisten Thomas Kessler aufgebauten Electronik-Beat-Studio an der Musikschule Berlin-Wilmersdorf (1969) von größtem Einfluss auf die elektronische Musikszene. Weitere Bands im Zodiak Club waren Geräusche (Noises), Plus/Minus, Curly Curve, Per Sonore, Human Being und Agitation Free (Agitation).

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Düsseldorf

Ein weiteres Zentrum der Krautrock-Musik war Düsseldorf, wo eine Nähe bestand zwischen der Düsseldorf School und der damaligen Avantgarde-Musik in Köln. In Köln lehrte an der Musikhochschule zwischen 1971 und 1977 Karlheinz Stockhausen (seine Stellung gab er nach einer Ermahnung auf, weil "das untere Limit seiner Anwesenheitspflicht nie erreicht" hatte). Bei Stockhausen studierten beispielsweise der Pianist Irmin Schmidt sowie der Bassist Holger Czukay das Fach Komposition. Schmidt und Czukay waren Initiatoren der Band Can, die mit einer Musik zwischen Jazz-Avantgarde, Kraut- und Psychedelic-Rock international bekannt wurde. Neben Can kamen aus Düsseldorf weitere bekannte Bands wie Neu! und Kraftwerk (später dann auch der Art-Punk von DAF und die Proto-Industrial-Musik von Die Krupps).

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Ausgewählte Krautrock-Bands

Agitation Free | Amon Düül II | Ash Ra Tempel | Birth Control | Can | Cluster (ab 1970) | Eloy | Embryo | Faust | Frumpy | Grobschnitt | Guru Guru | Harmonia | Hoelderlin | Ihre Kinder | Jane | Karthago | Kluster (1969) | Kin Ping Meh | Kraan | Kraftwerk | La Düsseldorf | Udo Lindenberg | Lokomotive Kreuzberg | Lucifers Friends | Missus Beastly | Neu! | Novalis | Os Mundi | Ougenweide | Popol Vuh | Scorpions | Ton Steine Scherben | Claus Schulze | Tangerine Dream | Wonderland.

Bands wie Puhdys, City, Karat etc. finden Sie in der Rubrick Bands der DDR.

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Krautrock-Zentren in Deutschland

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