Dieses Tutorial wird nicht mehr gewartet und ist unter den Titeln Septakkorde (Grundlagen), Leitereigene Septakkorde (Vorkommen) und Leitereigene Septakkorde (Auflösungen)auf der Open Music Academy für die gemeinsame Arbeit freigegeben worden.

Septakkorde (diatonisch) und ihre Auflösungen

von Ulrich Kaiser

Leitereigene (diatonische) Septakkorde

Ein Septakkord besteht aus einem Dur-, Moll- oder verminderten Akkord als Basis sowie einer darüberliegenden weiteren Terz. Der unterste Ton der Terzschichtung wird als Grundton bezeichnet, die darüber liegenden Töne bilden zum Grundton eine Terz, Quinte und Septime.

Die systematische Benennung eines Septakkords benennt folgt diesem Aufbau. Der Name eines Septakkords setzt sich zusammen aus:

  • der Art der Septime,
  • dem Grundton (optional),
  • der Art der Dreiklangsbasis
  • sowie dem Akkordtyp (= Septakkord)

Beispiel: großer D-Dur-Septakkord

Für einige Septakkorde haben sich darüber hinaus Kurzformen etabliert:

  • für den kleinen Dur-Septakkord: Dominantseptakkord
  • für den großen Dur-Septakkord: Major seven(th)
  • für den kleinen verminderten Septakkord: Halbverminderter (Septakkord)
  • für den vermindert-verminderten Septakkord: Ganzverminderter, Vollverminderter oder auch Hartverminderter (Septakkord)

Septakkordtypen

Der Dominantseptakkord (der kleine Dur-Septakkord)

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

(Durch Berühren der Abbildungen lässt sich die Struktur der Septakkorde anzeigen.)

Der große Dur-Septakkord (Major-Seven)

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

Der kleine Moll-Septakkord

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

Der Halbverminderte (halbverminderte Septakkord)

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

Der Ganzverminderte (vermindert-verminderte Septakkord)

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

Der große Moll-Septakkord

Der Große Moll-Septakkord verdankt seine Existenz lediglich der Systematik, ihm kommt in tonalen Kompositionen als Akkorddissonanz (z.B. in Sequenzen) keine musikalische Bedeutung zu:

Dominantseptakkord Dominantseptakkord

Der Mollakkord als Basis mit einer großen Septime erklingt in der Regel in tonalen Kompositionen nur als Vorhalt bzw. Ritardatio, das heißt, als verzögerte Auflösung des Leittons einer Dominant-Tonika-Verbindung einer Kadenz in Moll, z.B.:

Dominantseptakkord

Ein sehr bekanntes Beispiel für dieses musikalische Phänomen ist der Schluss der Mattäuspassion von Johann Sebastian Bach. Die letzte Textezeile lautet:

Wir setzen uns mit Tränen nieder und rufen dir im Grabe zu: Sanfte Ruh, ruhe sanfte, sanfte Ruh!

Und zur Veranschaulichung des Textes endet Bach die ganze Matthäuspassion mit einem Mollakkord (was zur Zeit der Urauffühung um 1727 für größere Kompositionen noch eine Besonderheit war) und mit dem Vorhalt einer großen Septime in den Oboen:

Dominantseptakkord



Vorkommen in Dur und Moll

Zur Allgemeinen Musiklehre zählt das Wissen, auf welcher Stufe einer Tonart die genannten Septakkordtypen vorkommen. Das folgende Notenbeispiel zeigt das Vorkommen leitereigener Septakkorde in Dur:

Abb. 1 - Diatonische Septakkorde in Dur

Die Abbildung zeigt auf der I. und IV. Stufe der Durtonleiter einen großen Durseptakkord (c-e-g-h und f-a-c-e). Auf der II., III. und VI. Stufe erklingen dagegen kleine Mollseptakkorde (d-f-a-c, e-g-h-d und a-c-e-g). Zwei Akkorde gibt es in Dur nur ein einziges Mal: Den halbverminderten Septakkord auf der VII. Stufe (h-d-f-a) und den Dominantseptakkord auf der V. Stufe (g-h-d-f). Die nachfolgende Tabelle fasst das Ergebnis für Durtonarten zusammen:

Septakkordtyp Vorkommen in Dur
großer Durseptakkord I. und IV. Stufe
kleiner Mollseptakkord II., III. und VI. Stufe
klein-verminderter Septakkord (halbverminderter Septakkord) VII. Stufe
kleiner Durseptakkord (Dominantseptakkord) V. Stufe

Sowohl in Dur- als auch in Molltonarten ist für die V. Stufe ein Dominantseptakkord charakteristisch. In Moll lässt sich der Dominantseptakkord auf der V. Stufe allerdings nur durch Anwendung von Chromatik bzw. durch ein leiterfremdes Vorzeichen (bzw. durch einen ›künstlichen‹ Leitton) erzeugen:

Abb. 2 - Dominantseptakkord der fünften Stufe in Moll

Die nächste Abbildung zeigt die leitereigenen Septakkorde sowie den Dominantsepakkord auf der V. Stufe (mit dem ›künstlichen‹ Leitton gis) für die a-Moll-Tonleiter:

Abb. 3 - Diatonische Septakkorde in Dur

In Moll erklingen große Durseptakkorde auf der III. und VI., kleine Mollseptakkorde auf der I. und IV. Stufe. Der klein-verminderte Septakkord kommt nur auf der II. Tonleiterstufe vor. Eine Besonderheit zeigt sich beim kleinen Durseptakkord bzw. Dominantseptakkord: In Moll findet sich dieser Akkordtyp auf der V. und VII. Stufe, in Dur dagegen nur auf der V.

Septakkordtyp Vorkommen in Moll
großer Durseptakkord III. und VI. Stufe
kleiner Mollseptakkord I. und IV. Stufe
klein-verminderter Septakkord (halbverminderter Septakkord) II. Stufe
kleiner Durseptakkord (Dominantseptakkord) VII. Stufe

Es ist sehr nützlich, wenn die in den beiden Tabellen zusammengefassten Ergebnisse schnell auswendig wiedergegeben werden können. Für diejenigen, die einen Widerwillen gegen Auswendiglernen verspüren: Die Ergebnisse lassen sich vergegenwärtigen, wenn man sich die Septakkorde über den Stufen der C-Dur vorstellt. Die Stufe eines Septakkordtyps in Dur + 2 ergibt das Vorkommen dieses Septakkordtyps in Moll (Ausnahme: Der kleine Mollseptakkord auf der III. Stufe in Dur, der sich nicht auf der V. Stufe in Moll findet, da diese Stufe − wie bereits erwähnt − auch in Moll durch den Dominantseptakkord charakterisiert ist.

Abb. 4 - Diatonische Septakkorde in C

LEitereigene Auflösungen in eine Tonika

Wird ein dissonanter Klang als Akkord wahrgenommen (also als eine unteilbare klangliche Einheit), erkennen wir auch in seiner Auflösung einen Akkord, wobei die Beziehung der Akkorde üblicher Weise über einen Fundamentschritt beschrieben wird. Für die Auflösung von Septakkorden (also von Dominanten im Sinne Rameaus) ist ein Quintfall im Fundament charakteristisch, die Auflösung über einen Sekundanstieg jedoch ebenfalls gebräuchlich. Die einfachste Auflösung von Septakkorden kann daher über die Quintfallsequenz erfolgen. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Stufenabfolge einer Quintfallsequenz:

Abb. 5 - Stufenabfolge der Quintfallsequenz IV-I

Beispiel I: Gegeben ist der halbverminderte Septakkord e-g-b-d, der in eine I. Stufe (bzw. Tonika) aufgelöst werden soll. Wenn man weiß, dass dieser Akkordtyp auf der VII. Stufe in Dur und auf der II. Stufe in Moll vorkommt, dann lassen sich die Zieltonarten einfach bestimmen:

Septakkord Akkordtyp Stufe / Dur Auflösung
e-g-b-d halbvermindertert Septakkord VII. Stufe in Dur F-Dur
e-g-b-d halbvermindertert Septakkord II. Stufe in Moll d-Moll

Auflösung des halbverminderten Septakkords e-g-b-d über die Stufen der Quintfallsequenz nach F-Dur sowie d-Moll als Stufendiagramm:

Abb. 6 - Auflösung über die Quintfallsequenz VII-III-VI-II-V-I Abb. 7 - Auflösung über die Quintfallsequenz II-V-I

Auflösungen des halbverminderten Septakkords e-g-b-d über die Quintfallsequenz in Noten:

Abb. 8 - Notenbeispiel für die Auflösung des Akkord e-g-b-d über die Quintfallsequenz nach F-Dur und d-Moll
Anmerkungen: Achten Sie bei der Auflösung über die Quintfallsequenz
  • auf die Verwendung der Vorzeichen der Zieltonart (im Beispiel: b) sowie
  • die metrische Stellung der ersten Stufe auf schwerer Zeit.

Beispiel II: Gegeben ist der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a, der in eine I. Stufe (bzw. Tonika) aufgelöst werden soll. Wenn man weiß, dass dieser Akkordtyp auf der II., III. und VI. Stufe in Dur sowie auf der I und IV. Stufe in Moll vorkommt, dann lassen sich die Zieltonarten wieder über den einfachen Dreisatz errechnen:

Septakkord Akkordtyp Stufe / Dur Auflösung
h-d-fis-a kleiner Moll-Septakkord II. Stufe in Dur A-Dur
h-d-fis-a kleiner Moll-Septakkord III. Stufe in Dur G-Dur
h-d-fis-a kleiner Moll-Septakkord VI. Stufe in Dur D-Dur
h-d-fis-a kleiner Moll-Septakkord I. Stufe in Moll h-Moll
h-d-fis-a kleiner Moll-Septakkord IV. Stufe in Moll Fis-Moll

Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über die Stufen der Quintfallsequenz nach A-Dur, G-Dur, D-Dur, h-Moll und fis-Moll als Stufendiagramm:

Abb. 9 - Auflösung über die Quintfallsequenz II-V-I Abb. 10 - Auflösung über die Quintfallsequenz III-VI-II-V-I Abb. 11 - Auflösung über die Quintfallsequenz VI-II-V-I Abb. 12 - Auflösung über die Quintfallsequenz I-IV-VII-III-VI-II-V-I Abb. 13 - Auflösung über die Quintfallsequenz IV-VII-III-VI-II-V-I

Auflösungen des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über die Quintfallsequenz in Noten:

Abb. 14 - Notenbeispiel für die Auflösung des Akkord h-d-fis-a über die Quintfallsequenz nach A-Dur, G-Dur, D-Dur, h-Moll und fis-Moll

Für einige Stufen bietet sich auch die Auflösung über eine Kadenz an. Für die letzten beiden Beispiele (h-d-fis-a als I. Stufe in h-Moll und IV. Stufe in fis-Moll) könnte eine Auflösung daher auch wie folgt aussehen.

Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über eine Kadenz nach h-Moll und fis-Moll:

Abb. 15 - Auflösung über I-IV-V-I-Kadenz Abb. 16 - Auflösung über die IV-V-I-Kadenz

Auflösung des kleinen Mollseptakkords h-d-fis-a über eine Kadenz in Noten:

Abb. 17 - Notenbeispiel für die Auflösung des Akkord h-d-fis-a nach h-Moll und fis-Moll über eine Kadenz

Aufgabe 1

Löse die folgenden Akkorde diatonisch auf:

g-b-d-f in fünf verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 1a Aufgabe 1 - Akkordauflösung 2b

e-gis-h-dis in vier verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 2

f-as-c-es in fünf verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 3a Aufgabe 1 - Akkordauflösung 3b

d-f-as-c in zwei verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 4

b-d-f-as in zwei verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 5

g-h-d-fis in vier verschiedene Tonarten

Aufgabe 1 - Akkordauflösung 6