Dieses Tutorial wird nicht mehr gewartet und ist unter dem Titel Menuette improvisieren auf der OER-Lernplattform für Musik Open Music Academy für die gemeinsame Arbeit freigegeben worden.

Menuette improvisieren

von Ulrich Kaiser

Die folgenden Modelle, die auf Analysen von Menuetten aus Notenbüchern des 18. Jahrhunderts basieren, haben sich in der Praxis als sehr hiflreich erwiesen:

Modell 1 (16 Takte):

Modell zur Menuettimprovisation 1

Modell 2 (20 Takte):

Modell zur Menuettimprovisation 1

Erläuterungen

Nach den oben abgebildeten Modellen besteht die erste Einheit eines Menuetts aus einem Viertakter in der Formfunktion ›Anfang‹, dem die Funktion der Darstellung der Haupttonart (I. Stufe bzw .Tonika) zukommt. Für den Einstieg in die Improvisation ist ein ganztaktiger harmonischer Rhythmus empfehlenswert, z.B. in Form der I–(x)–V–I-Harmoniefolge nach dem Vorbild der Menuette Nr. 9 (I-I-V-I), Nr. 16 (I-V-V-I), Nr. 12 (I-ii-V-I) aus dem Nannerl-Notenbuch oder auch das Menuett KV 2 (I-IV-V-I), das W. A. Mozart im Alter von sechs Jahren komponiert hat:

Modell zur Menuettimprovisation 1 Modell zur Menuettimprovisation 2 Modell zur Menuettimprovisation 3 Modell zur Menuettimprovisation 4

Für den zweiten Viertakter hat es sich in der Praxis als Vorteilhaft erwiesen, ihn als Ausformulierung der Nebentonart (also in einem Menuett in Dur in der V. Stufe bzw. Dominanttonart) und als Zusammensetzung aus zwei Zweitaktern zu verstehen. Die Gerüstsätze in den Takten fünf und sechs biten einen guten Anhaltspunkt für die Improvisation und können dabei als subdominantische (IV-I) oder dominantische (V-I) Pendelbewegung in der Nebentonart sowie als Vorbereitung der Kadenz interpretiert werden. Für den siebten und achten Takt bildet eine Standardkadenz der Zeit Mozarts eine gute Ausgangslage:

Modell zur Menuettimprovisation 5 Modell zur Menuettimprovisation 6

Für die Gestaltung der Terzparallelführung abwärts (im vorangegangenen Beispiel 1) bieten sich nicht nur melodische, sondern auch harmonische Variationen an. Die folgenden Gestaltungen zeigen a) ein Subdominant-Tonka-Pendel (IV-I), b) eine Sextakkord-Harmonisierung (ii-I) oder c) eine Quintfallsequenz (IV-vii°-iii-vi) in der Nebentonart:

Modell zur Menuettimprovisation 7 Modell zur Menuettimprovisation 8 Modell zur Menuettimprovisation 9

Der Mittelteil des Menuetts bzw. die Takte 9–12 lassen sich in Anlehnung an Joseph Riepel mit Hilfe der Modelle Fonte (VI-ii-V-I), Monte (I-IV-II-V) oder Ponte (V-II-V-I oder V-V-V-I) gestalten:

Modell zur Menuettimprovisation 7 Modell zur Menuettimprovisation 8 Modell zur Menuettimprovisation 9

Dem viertaktigen Mittelteil kann sich entweder wörtliche Wiederkehr der Takte 1–4 und/oder eine modifizierte bzw. transponierte Wiederkehr der Takte 5–8 anschließen. Das Menuett I aus der Klavier-Violinsonate KV 6 in C-Dur von W. A. Mozart lässt sich als Ausprägung dieses Formverlaufs (s.o. Modell 1) verstehen:

Notation Prechorus Notation Prechorus

Das folgende Beispiel zeigt eine mögliche Aufgabenstellungen sowie beim Berühren der Abbildungen eine Musterlösung:

Notation Prechorus Notation Prechorus