Tosca - Eine Einführung

von Ulrich Kaiser

  1. Entstehung
  2. Handlung und Musik
  3. Analyse

Tosca ist eine Oper in drei Akten des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858−1924). Die Oper wird zu den Verismo-Opern gezählt, also zu jenen Opern, deren Handlungen ›realistisch‹ sein und dem ›wahren Leben‹ näher stehen sollen als die Themen der Oper seria) sowie der Opernstoffe Richard Wagners. Zugegebener Maßen ist ein Morden aus Eifersucht oder ein Freitod aus Verzweiflung realistischer als ein Gang in die Unterwelt oder ein Ritt auf einem Schwan, doch Leidenschaft, Gewalt und Verrat mit einem gewaltsamen Höhepunkt am Ende können als Stereotyp auch nicht wirklich beanspruchen, eine realistische Darstellung menschlichen Lebens zu sein. Als stilbildend werden für den musikalischen Verismo in der Regel die Opern Cavalleria rusticana (Uraufführung 1890) von Pietro Mascagni sowie Pagliacci von Ruggiero Leoncavallo (Uraufführung 1892) genannt.

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Entstehung

Victorien Sardou schrieb das Drama La Tosca (in fünf Akten), das am 24. November 1887 uraufgeführt wurde und sich zu einem internationalen Erfolg entwickelte. Puccini bat 1889 seinen Verleger Giulio Ricordi, die Rechte an diesem Stück zu erwerben, um das Sujet als Oper vertonen zu können. Nachdem Puccini La Bohème fertiggestellt hatte, fragte er 1895 erneut bei Ricordi nach, der die Rechte zwar eingeholt, jedoch für dieses Thema bereits den Komponisten Alberto Franchetti angefragt und den Librettisten Luigi Illica beauftragt hatte. Nach einem Verzicht Franchettis wurde noch Giuseppe Giacosa hinzugezogen, der Puccini aus der Zusammenarbeit an La Boheme bekannt war (und selbst der Urheber Sardou soll noch an der Entstehung des Librettos mitgewirkt haben). Nach der Fertigstellung des Librettos, die sich in der genannten Konstellation als schwierig erwies, sowie einer weiteren Verzögerungen begann Puccini im Sommer 1898 mit der Tosca-Komposition, die er laut Tagebucheintragung im September 1899 beendete. Die Oper wurde am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom (heute: Teatro dell’Opera di Roma) uraufgeführt. Seither zählt Tosca zu den weltweit am häufigsten gespielten Opern überhaupt, in den Jahren 2016/2017 gab es beispielsweise fast 1000 Tosca-Aufführungen in über 160 Städten (Auskunft operabase.com, Stand 4. Mai 2018).

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Handlung und Musik

Wie in so vielen Opern gibt es auch in dieser Oper ein liebendes Paar: die Sängerin Floria Tosca (Sopran) und der Maler Mario Cavaradossi (Tenor). Während im Freischütz (Agathe/Max) sich kurz vor Ende alle Probleme durch einen deus ex maschina (in Gestalt des Eremiten) in eine Hochzeit auflösen lassen, nimmt sich der Schluss einer Verismo-Oper natürlich anders aus: Mario Caravadossi wird erschossen, und Floria Tosca bringt sich daraufhin selbst um.
Der erste Akt spielt in der Kirche Sant’Andrea della Valle, in der Maler Cavaradossi für den römischen Klerus arbeitet. Gleich am Anfang der Oper stellt sich Cavaradossi mit der berühtmen Arie »Recondita armonia« vor, in der er − über sein Gemälde der Maria Magdalena nach einer unbekannten Schönen nachdenkend − die Kunst und vermittelst künstlerischer Schönheit auch die Schönheit seiner geliebten Tosca besingt.

In dieser Kirche sucht ihn sein Freund Cesare Angelotti auf, ein ehemaliger Konsul der Republik und geflüchteter politischer Häftling des korrupten Polizeichefs Baron Scarpia. Cavaradossi, ein Sympatisant der ›Republicca Romana‹, hilft seinem Freund natürlich, doch ausgerechnet während dieses Treffens, für das Cavaradossi die Kirchentür verschließt, sucht ihn seine Geliebte Tosca auf. Toscas Eifersucht (wegen der gemalten unbekannten Schönheit und der verschlossenen Tür) beruhigt sich in einem Liebesduett, das mit den Worten »Mario, Mario, Mario« beginnt und in der Operngeschichte seinesgleichen sucht.

Ein Kanonenschuss verkündet die Entdeckung der Flucht Angelottis, und ein Mesner berichtet vom Sieg österreichischer Truppen bei Marengo über das Heer Napoleons. Am Ende des ersten Aktes betritt der korrupte Polizeichef Scarpia (Bariton) die Kirche und argwöhnt, dass Cavaradossi ein Unterstützer des Flüchtlings sein könnte. Hier trifft er auf Tosca, die noch einmal zurückkommt und Cavaradossi davon erzählen möchte, dass sie am Abend für eine Aufführung der Siegesfeierlichkeiten engagiert worden sei. Nach dem Treffen beauftragt Scarpia den Polizeiagenten Spoletta, die Sängerin und Geliebte Cavaradossis zu beschatten.
Der zweite Akt spielt im Palazzo Farnese. Scarpia hat Tosca vorgeladen und Cavaradossi wurde gefangen genommen. Während Cavaradossi auch unter Folter das Versteck Angelottis nicht preisgibt, erträgt Tosca die Schreie des Geliebten nicht und verrät Scarpia das Versteck Angelottis. Sie bittet Scarpia auch, Cavaradossi zu verschonen und fragt nach dem Preis für das Leben des Geliebten (»Quanto?...Il prezzo.«).

Scarpia fordert von der schönen Tosca kein Geld, sondern sexuelle Gegenleistungen, woraufhin diese in einer Arie (»Vissi d’arte«) ihr Schicksal besingt.

Nachdem Tosca einwilligt hat, gibt Scarpia Spoletta die Anweisung, Cavaradossi nur zum Schein hinzurichten. Außerdem erfüllt er zwei weitere Bedingungen der Sängerin: Erstens darf sie die Begnadigung ihrem Geliebten selbst mitteilen und zweitens erhält sie einen Geleitbrief zur Flucht mit Cavaradossi aus dem Kirchenstaat. Nachdem Scarpia diesen Brief geschrieben hat, ersticht Tosca den korrupten Polizeichef mit einem Messer, als dieser seine Belohnung einfordern möchte. Berühmt ist die Szene am Ende des zweiten Aktes, in der Tosca zwei Kerzen neben dem toten Scarpia aufstellt und ihm ein Kreuz auf die Brust legt.
Der dritte Akt spielt auf der Engelsburg, wo auf einer äußeren Plattform die Erschießung Cavaradossis vorbereitet wird. Beim Verfassen eines Abschiedsbriefes an Tosca erinnert sich dieser an die erste Liebesnacht mit der Geliebten. Die dazugehörige Arie (»E lucevan le stelle«) zählt zu den berühmtesten Tenorarien überhaupt.

Tosca kommt zu Cavaradossi und berichtet ihm, dass man das Urteil nur zum Schein vollstrecken werde und dass er sein Sterben vortäuschen solle. Nach der Erschießung allerdings muss Tosca erkennen, dass Scarpia sie betrogen hat, denn Cavaradossi wurde entgegen der Abmachung tatsächlich erschossen und ist tot. Als die Gendarmen sich nähern, um Tosca wegen des Mordes am Polizeichef zu verhaftet, springt sie von einer Mauer der Engelsburg in den Tod.

Analyse

Im Folgenden soll keine vollständige Analyse der Oper gegeben werden, sondern die Ausführungen sind vielmehr als Einführung in die wichtigsten Motive sowie als Beschreibungen einiger von Puccini verwendeten Kompositionstechniken gedacht, die sich als Mischung aus traditionellen und um 1900 sehr modernen Elementen verstehen lassen.
Die Oper beginn mit einem bedrohlichen wirkenden Motiv, das wie ein Symbol für die dunkle Spähre des Polizeichefs Scarpia wirkt:

Scarpia Motiv

Vieles trägt zu der bedrohlichen Wirkung bei, zum Beispiel die tiefe Lage des Anfangs, die Instrumentation (tiefe Blechbläser), das Rahmenintervalle be des ersten Motivs, das als verminderte Quinte (mi contra fa) eine Geschichte hat und in früheren Zeiten sogar als »diabolus in musica« (›Teufel in der Musik‹) bezeichnet worden ist.

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